Serie „Nachhaltige Karriereplanung“: 7 fatale Irrtümer und 7 neue Erfolgsfaktoren / Teil 2
Die Idealisierung von Stress führt zur Sabotage der eigenen Regeneration. Während Kinder und Tiere auf natürlichste Weise regenerieren, weil ihr Nervensystem noch entsprechend elastisch und rückstellfähig ist, degenerieren diese Erholungsinstinkte bei chronisch Stressgeplagten und führen schließlich zu verdrängten Erschöpfungssyndromen.
Das liegt nicht nur an der permanenten Überdrehung der eigenen Ressourcen, sondern auch dem negativen Stimmungseffekt von Stress: die negativen Gefühle durch Überforderung und fehlende Erholung machen die Lage zunehmend unerträglicher. Um dieses Defizit auf der psychologischen Ebene auszugleichen, wird die degenerierte Erholungsfähigkeit von den Betroffenen häufig uminterpretiert: sie wird zum geringen Regenerationsbedarf umdefiniert, der das Erkennungszeichen erfolgreichen Menschen sei.
Die Wirklichkeit: Regeneration ist unerlässlich, um die eigene Belastbarkeit und Widerstandsfähigkeit zu erhalten. Je schneller die Erholung gelingt, desto stärker sind Ausdauer und Standfestigkeit, die für die Bewältigung alltäglicher Probleme und Krisen erforderlich sind[1].
Deshalb räumen alle großen Coaching-Portale der Positiven Psychologie dem Training der Regeneration und Widerstandskraft mit entsprechenden Tools einen breiten Platz ein (siehe „Greater Good in Action“ der Universität Berkeley). Allen gemeinsam ist das Bemühen, systematisch zu einer natürlichen Regeneration zurückzuführen. Denn nachhaltig erfolgreiche Menschen erkennt man nicht an ihrem geringen Regenerationsbedarf, sondern an ihrer ausgeprägten, lernbaren Fähigkeit zur schnellen Regeneration.
Dabei nimmt die gezielte Stärkung der Widerstandskräfte eine entscheidende Rolle ein. Es geht um die Fähigkeit, mit alltäglichen Problemen und Herausforderungen so umzugehen, dass quasi automatisch eine schnelle Regeneration vom Stress erfolgt. Für den Aufbau dieser Kräfte gibt es im Wesentlichen drei Quellen:
1) Freude durch Flow. Das heißt: intensive und engagierte Entfaltung unserer besten Fähigkeiten und Potenziale, um große Anforderungen zu bewältigen – sei es im Job oder im Privatleben; durch diese Schaffensfreude wird „psychisches Kapital“ aufgebaut, das für eine erfolgreiche Bewältigung beruflicher und privater Herausforderungen unerlässlich ist.
2) Zusammenschluss mit anderen. Es liegt in der Natur des Menschen, sich mit anderen zusammenzutun. Diese Verbundenheit ist deshalb eine wichtige Kraftquelle für das persönliche Wohlbefinden und ganz besonders für die Widerstandskräfte, frei nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark.“ Teamarbeit ist deshalb ein wichtiger Erfolgsfaktor. Und gemeinsam läßt sichauch der Erfolg ebenfalls besser feiern und genießen.
3) Entspannung und Entschleunigung. Aber nicht als spiritueller Selbstzweck, sondern als gezielte Quelle einer natürlichen Regeneration und Erholung.
Die weiteren Teile der Serie „Nachhaltige Karriereplanung“:
Erster Irrtum: Ohne Stress kein Erfolg. Die Wirklichkeit: Erfolg erfordert vor allem Stressvermeidung durch eine realistische Einschätzung der eigenen Talente, Potenziale und Kapazitäten. mehr…
Dritter Irrtum: Ohne unbändigen Fleiß kein Erfolg. Die Wirklichkeit: Kreativität durch Müßiggang ist für den Erfolg wichtiger als bienenfleißige Strebsamkeit. mehr…
Vierter Irrtum: Egoismus und Selbstbezug sind unverzichtbare Wegbegleiter zum Erfolg. Die Wirklichkeit: Empathisches Charisma ist erfolgversprechender als (selbst-)zerstörerische Egotrips. mehr…
Fünfter Irrtum: Die Zukunft ist wichtiger als die Gegenwart. Die Wirklichkeit: Nur wer im Heute-Fokus lebt, kann die Zukunft bewältigen. mehr…
Sechster Irrtum: Stärken stärken ist die ultimative Erfolgsformel. Die Wirklichkeit: Persönliches Wachstum und Erfolg entstehen durch selbstkritische Behebung von Schwächen. mehr…
Siebter Irrtum: Erfolg fördert das persönliche Wohlbefinden. Die Wirklichkeit: Es ist umgekehrt: persönliches Glück und Wohlbefinden fördern Erfolg. mehr…
[1] Martin Seligman, FLOURISH, Kösel-Verlag 2014, S. 126: “Resilienz ist die Fähigkeit, Krisen durch eigenen Ressourcen zu meistern und daran zu wachsen.“