Ein glücklicher Tag beginnt im Baumarkt – auch für Frauen
Wer in den Baumarkt geht, hat in der Regel eine Veränderung zum Besseren vor: das können notwendige Reparaturen sein, das sind aber immer öfter auch freiwillige Do-it-yourself-Projekte zur Verschönerung der eigenen vier Wände oder des Gartens. Mit einer solchen Idee im Kopf startet man fröhlich in den Tag und empfindet den bevorstehenden Aufwand des Selbermachens als bereichernd im doppelten Sinne: er gibt einem die Möglichkeit, eigenes Können unter Beweis zu stellen und er erzeugt Stolz auf das Geleistete – wenn es gelingt. Der größte Nutzen von DIY liegt aber in dem Beweis der eigenen Wandlungs- und Handlungsfähigkeit, die ein extrem hohes Glückspotenzial hat.
Das eigene Zuhause hat einen hohen emotionalen Stellenwert, bietet aber auch erhebliche Spannungsfelder:
– Einerseits ist es Wohlfühl-Oase und Rückzugsort aus den Wirren des Alltags mit dem besonderen Vorteil, dass man hier vollständig man selbst sein kann.
– Andererseits herrschen auch hier familiäre Anpassungszwänge, und die soziale Ausweisfunktion der Wohnung als Statussymbol erzeugt Druck, dem innenarchitektonischen Zeitgeist gerecht zu werden.
Der Ausweg aus diesem Dilemma liegt für immer mehr Männer und Frauen in der selbstbestimmten und selbstgemachten Wohnungsgestaltung, die zwar auf neue Trends reagiert, sie aber persönlich und einzigartig interpretiert. Diese Unikate haben eine hohe Ausweisfunktion für
– die eigene Wandlungs- und Bewegungsfähigkeit
– die eigene Persönlichkeit, die sich über das Selbstgemachte vom Mainstream abgrenzt und eigene Akzente setzt.
Im Ergebnis erzeugt das Anerkennung und Neid der anderen. Beides befeuert die Motivation für DIY-Projekte.
Neben diesen sozialen Faktoren gibt es beim Selbermachen aber auch Glücksfaktoren, die vor allem nach innen wirken, ganz besonders bei Frauen, die auf diesem Parkett nicht unbedingt die größte Tradition besitzen. Denn mit DIY kann ein ganz besonderes Können unter Beweis gestellt werden, das sich die meisten Frauen nur bedingt zutrauen. Wenn es dann aber gelingt, sich mit Hammer, Schlagbohrer oder Säge etwas ganz Eigenes zu schaffen, dann entsteht in diesem Schaffensprozess der Erlebniszustand des Flows, in dem man tiefe Glückgefühle und schließlich Stolz über das Geschaffene empfindet.
Je größer die vorherigen Zweifel waren, desto größer ist dieser „Stolz, der in westlichen Kulturen ein wichtiges Gefühl ist, weil er zeigt, dass man erfolgreich ist, seine Ziele erreicht und ein hohes Selbstwertgefühl hat. Insofern werden Menschen, die oft Stolz empfinden, glücklicher sein.“[1]
Es gibt also viele emotionale Gründe, sich dem DIY zuzuwenden und in den Baumarkt zu spazieren. Ein weiterer Wohlfühlfaktor vor Ort: man ist dort unter Seinesgleichen – egal ob es sich dabei um Handwerker handelt oder andere private Selbstmacher. Was mir dabei immer wieder auffällt, ist die gute Laune der Baumarktkunden – so als seien sie alle beseelt von den kommenden Schaffensakten. Deshalb habe ich mir angewöhnt, DIY-Tage mit einem Frühstück in einem Baumarkt-Cafè zu beginnen – je öfter, desto besser. Für mich sind das Glückstage.
Noch tiefere Einblicke in das Seelenleben von Baumarktkunden verschafft die HORNBACH-Kampagne.
[1] Michael Eid, Professor für Psychologie an der Freien Universität Berlin, in GLÜCK, DuMont Buchverlag 2012, S. 49