LYDIA MÖCKLINGHOFF: AMEISENBÄRENSTARKE PR FÜR DEN SCHUTZ BEDROHTER TIERARTEN
Für den Schutz bedrohter Tiere läuft weltweit eine PR-Maschinerie des WWF, in die die politischen, kulturellen und royalen Eliten dieser Welt medienwirksam eingebunden sind. Es geht aber auch ohne prominenten Glanz, wenn er durch herausragende Kreativität und Witz ersetzt wird; das beweist Tropenökologin Lydia Möcklinghoff mit ihrem Buch „Ich glaub, mein Puma pfeift“, das den brasilianischen Ameisenbären ein äußerst gewitztes Denkmal setzt und für das sie bereits etliche sehr souveräne Talkshow-Auftritte hingelegt hat. Ihre ganz besondere Mischung aus sinnvollem Engagement und Humor kennzeichnet auch das Konzept ihrer Lesungen, die beste Unterhaltung rund um eine eigenwillige Charakterart aus Südamerika bieten.
Ameisenbären sind in Brasilien sehr beliebt und deshalb das Aushängeschild im Kampf für bedrohte Tierarten. Das liegt vor allem an der gewagten Statik des Tieres: überlange Röhrenschnauze und ein fächerartiger Schweif, der die Körpergröße mehr als verdoppelt und deshalb zur Abschreckung von Feinden demonstrativ zur Schau gestellt wird. Diese (aber)witzige Statur hat einen Niedlichkeitsfaktor, der dem Artenschutz nutzt, und diese Verbindung zwischen Witz und ernsthaftem Anliegen hat die Kölner Ameisenbärenforscherin Lydia Möcklinghoff perfektioniert – zum Wohl der Tiere, aber auch für die eigene Profilierung als Forscherin mit herausragenden Entertainment-Qualitäten.
Seit einigen Jahren verbringt die angehende Doktorandin der Tropenökologie und Verhaltensbiologie jedes Jahr mehrere Monate auf einer Forschungsfarm in Brasilien, um den Ameisenbär zu erforschen. Ihre Stilmittel bei der PR-wirksamen Vermarktung ihrer forscherischen Erkenntnisse sind im doppelten Sinne ganz und gar authentisch: ihr Witz und Humor entsprechen nicht nur ihrer offenen, positiven Persönlichkeit, sondern auch dem Forschungsobjekt selbst, das eine einzigartige, natürliche Komik hat – das fängt beim Äußeren an und hört bei dem äußerst schlichten Gemüt auf.
Von diesen Stilmitteln kann man sich bei der Lektüre ihres Buches „Ich glaub, mein Puma pfeift“ überzeugen, und neuerdings kann man sie auch auf ihren Lesungen hautnah erleben. Dafür hat Lydia eine ganz eigene Kunstform entwickelt, die sie in der zweiten Adventwoche in der Kölner Kneipe „Weißer Holunder“ uraufführte: sie las nicht nur aus ihrem launigen Buch vor, sondern gab auch vom Verlag zensierte Einblicke in brasilianische Lebensexzesse zum Besten; ihren Vortrag unterbrach sie immer wieder mit interaktiven Spielchen aus dem Kindergeburtstagsrepertoire, und sie ließ sich von Freunden musikalisch begleiten, die sich extra für diesen freigeistigen Event zu einer Band zusammenfanden und ihre fehlende musikalische Geschmeidigkeit mit Selbstironie überspielten.
Insgesamt war das eine höchst vergnügliche Veranstaltung mit einem ungezügelten studentischen Spaßfaktor, der das Publikum mitgerissen und – das Wichtigste! – sein Herz im Sturm für den Schutz bedrohter Tierarten wie den Ameisenbär erobert hat. Wer auf dieser Veranstaltung war, wird dieses Tier, Lydia und ihr Buch so schnell nicht mehr aus dem Kopf kriegen. Mehr kann PR nicht leisten.
Warum das ein Thema für diesen Blog ist? Ganz einfach: mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Engagement und Humor gibt Lydia Möcklinghoff ein beeindruckendes und inspirierendes Beispiel für eine erfolgreiche, dreidimensionale Glücksstrategie:
– Die ist zum einen gekennzeichnet durch einen Erlebniszustand, den die Glücksforscher „Flow“ nennen: in diesem Zustand geht jemand vollständig in einem anspruchsvollen Tun auf, das ihm Freude macht; er setzt dabei seine größten Talente ein, entwickelt sie weiter und entfaltet so eine optimale Leistungsfähigkeit[1]. Lydia beschreibt ihre forscherischen Flow-Erlebnisse selbst als „Traum für jede Montessori-Lehreinrichtung“.
– Zum anderen geht es um die Sinnhaftigkeit des Tuns: „Der Mensch sucht unabdingbar nach Sinn und Bedeutung in seinem Leben. Ein sinnvolles Leben besteht darin, zu einer Sache, die größer ist als das ICH, zu gehören und ihr zu dienen.“[2] In diesem Fall ist das der Schutz bedrohter Tierarten.
– Das dritte Element ist der spielerische, humorvolle Umgang mit dem sinnvollen Tun: „Wenn es keine Freiheit und keinen Erfindungsgeist, keinen Sinn fürs Spiel und fürs Abenteuer mehr gibt, wenn Humor und Witz verschwinden, dann gibt es keine Wandlung und in einem gewissen Sinne keine Zukunft mehr.“[3]
Genau darum aber geht es: um die Zukunftssicherung einer bedrohten Tierart und um eine glückliche Zukunft derer, die sie schützen.
[1] Martin Seligman, FLOURISH, Kösel-Verlag 2014, S. 28
[2] Martin Seligman, FLOURISH, Kösel-Verlag 2014, S. 28
[3] Mihaly Csikszentmihalyi, FLOW – DER WEG ZUM GLÜCK, Verlag Herder 2012, S. 27