WALDEN: Männermagazin für den Wochenend-Ausstieg

WALDEN: Männermagazin für den Wochenend-Ausstieg

Lifestylemagazine für den Entschleunigungssektor haben sich bislang vor allem an Frauen gewandt: Flow, Slow, Happinezz, Daphne’s Diary, Herzstück – sie alle bedienen mit Hochglanz-Inspirationen eine tiefe Sehnsucht nach innerer Einkehr und seelischem Reichtum der Leserinnen. Seit 2 Jahren aber haben auch die Männer ihr Inspirationsmedium für den Kurzzeit-Ausstieg aus einem anstrengenden Alltag: das Magazin WALDEN von Gruner + Jahr beschwört die Wildnis vor der Haustür, in der Männer wieder zu echten Kerlen werden.

Männer haben es im Geschlechterkampf nicht leicht:

– Im Privatleben sind sie verunsichert durch eine neue Emanzipationskultur, die mit weiblicher Raffinesse statt mit aggressiver Streitlust die Männer „bearbeitet“.

– Im Job sehen sie sich dem „Female Empowerment“ ausgesetzt, also dem neuen gesellschaftlichen Stellenwert weiblicher Attribute und Skills, der gleichzeitig typisch männliche Eigenschaften relativiert.

Das führt zu Spannungsfeldern in folgenden Gegenpolen:

– Auf der einen Seite der Zwang, sich als Frauenversteher (= politisch korrektes Vorbild) zu profilieren, auf der anderen Seite die ungebremste Sehnsucht, männliche Macho-Träume auszuleben.

– Auf der einen Seite der Zwang zur Perfektion (beruflicher Erfolg, tolle Frau haben etc.), auf der anderen Seite männlicher Spaß am Sich-gehen-lassen bis hin zur Kultivierung von Schlamperei und Grölerei (Motto: Männer dürfen das!).

In diesen Spannungsfeldern suchen Männer nach Auswegen und Entlastungen, und die liegen in einer zeitlichen Trennung der Pole: in der Woche politische Korrektheit und Inszenierung eines perfekten Lebens zwischen Job und Familie, aber am Wochenende ungehemmtes Ausleben einer Männerwelt in der ebenso ungezähmten Natur. Dafür muss keiner nach Kanada, denn – so das Editorial der Erstausgabe von WALDEN-Ausgabe – „ein Zeltwochenende im Harz oder eine Müritz-Tour mit Freunden ist genauso aufregend wie eine Husky-Tour durch Grönland“.

Damit verbindet sich auf der mentalen Ebene gleich ein vierfacher Befreiungsschlag und Ausstieg:

– aus den strengen Normen unserer Leistungs- und Perfektionsgesellschaft  hin zu befreiten Bewegungen in der wilden Natur,

– aus der Partnerschaft, in der der Mann finanziell und sexuell oft unter großem Erwartungsdruck steht, hin zu entspannten Kumpel-Freundschaften,

– aus einer materiell orientierten Welt hin zu spirituellen Erfahrungen, die die eigene Widerstandsfähigkeit und das Selbstwertgefühl stärken,

– aus der digitalen in eine analoge Welt.

In dieser Welt ist vor allem die Qualität der Outdoor-Aktivitäten wichtig: sie müssen anspruchsvoll und fordernd sein, um einen positiven Effekt auf die seelische Befindlichkeit zu haben:

„Tätigkeiten zu finden und beizubehalten, die dauerhaft bereichernd sind, ist mit Sicherheit ein wichtiger Weg zum Glück.“[1]

„Hinter dem Wunsch nach Entschleunigung  steckt in Wirklichkeit oft der Wunsch, mehr Zeit in verschiedene andere Tätigkeiten zu investieren.“[2] Und zwar solche, die einen fordern und nachhaltig beglücken.

Insofern ist WALDEN nicht nur ein Lifestylemagazin für männliche Kurzzeit-Aussteiger, sondern auch ein Inspirationsmedium für moderne Glückssucher, weil es Anregungen für naturgewaltige Flow-Erlebnisse gibt. Dieses psychologische Profil ist für alle Marken relevant, deren Zielgruppe sich zum überwiegenden Teil aus Männern rekrutiert. Ihre wirklichen Idole sind nicht die angepassten Leistungsträger, schon gar nicht glattrasierte Schönlinge oder brave Wanderer und Handwerker, sondern unverbogene Naturburschen, die aus sich raus gehen und über sich hinauswachsen. WALDEN befeuert diese Sehnsucht nach einem wilden Leben mit dem Schlachtruf „Lass Dich raus!“ – wenigstens am Wochenende.


[1] Katja Uglanova, Dozentin an der Höheren Schule für Wirtschaft in Sankt Petersburg, in Glück, Dumont-Verlag 2012, S. 204 ff.

[2] Glücksforscher Mark Echardus, Professor für Soziologie an der Freien Universität Brüssel, in Glück, Dumont-Verlag 2012, S. 273 ff.

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